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Die Dreifaltigkeitskirche Gräfenhain (4/4)
Von Sabine Ortmann, Thüringer Landesamt für Denkmalpflege
 Die Wölbungen über den Emporen zeigen die Aspotel Die dreiseitig umlaufende Doppelempore schmücken stilisiertes Blatt -und Bänderwerk sowie Marmorierungen in den Farbtönen Weiß/Blau/Gelb. Die Malereien, die sich ebenso an den Wangen des Gestühls befinden, tragen einen lichten-heiteren Charakter. Zwei sehr qualitätsvolle Arbeiten Wunderlichs, ebenfalls um 1745 entstanden, sind das Bildnis Luthers (Öl auf Leinwand) und vor allem das in Freskotechnik ausgeführte Wandbild über dem Kanzelaltar an der Ostwand mit der Darstellung der Maria und des Johannes, das ebenfalls übermalt war. Es ist zu vermuten, dass Wunderlich diese beiden Figuren, die ikonographisch Bestandteil einer Kreuzigungsszene sind, eigens für das spätmittelalterliche Kruzifix (Mitte 16. Jh.) gemalt hat, das zu der Ausstattung des Vorgängerbaues gehört haben muss.
Neben dem Arnstädter Hofmaler Wunderlich ist das Wirken eines zweiten Hofmalers nachweisbar. Georg Conrad Dörffling, gothaischer Hofmaler, erhielt 1744 den Auftrag zur farbigen Gestaltung des Kanzelaltares und des Orgelprospektes.
Ein prachtvolles Ausstattungsstück ist die Orgel von 1731, ein Werk des Gothaer Orgelbauers Christoph Thielemann und eines der wenig original erhaltenen aus dieser Werkstatt. Der Orgelprospekt trägt zwei Wappenschilder: den sächsischen Rautenkranz und das als Blattwerk gebildete "F", das sich auf Herzog Friedrich II bezieht. Den figürlichen Schmuck an dem reich verzierten Prospekt schuf der gothaische Bildhauer Graff, 1731.
 Engel am Orgelprospekt
Den optischen Anziehungspunkt im Chorbereich bildet der Kanzelaltar. Die Kirchen im Landkreis Gotha beherbergen eine Vielzahl dieser Altäre, die in ihrer typischen Verbindung von Altar und Kanzel eine charakteristische Schöpfung des Protestantismus darstellen. Abgesehen von den beiden plastischen Figuren des Moses und Johannes d. Täufers ist der Altar eher eine handwerklich solide als künstlerisch anspruchsvolle Arbeit.
Hervorzuheben von der Ausstattung sei noch der Grabstein von 1619, der sich an der Nordwand befindet und einen Herrn "CHRISTOPHOR? LINDE" in Amtstracht unter einer Nische darstellt.
 Grabplatte aus Sandstein Den Reiz dieser Kirche bestimmt nicht zuletzt ihre beherrschende Lage im Dorf und in der Landschaft; ob von Ohrdruf oder Georgenthal kommend, erblickt man schon von weitem den Kirchturm mit seiner geschweiften Haube und hohen Laterne mit Wetterfahne. Umgeben von einem kleinen Kirchhof, den man im Westen durch ein barockes schmiedeeisernes Tor betritt, steht die Kirche in ihren klaren architektonischen Formen als ruhender Pol, als Ort der Besinnung. Möge die restaurierte Gräfenhainer Kirche von ihrer Kirchgemeinde und allen Gästen mit Freude und Stolz angenommen werden! Möge das, was ihre Vorfahren vor über 250 Jahren schufen und ihre Zeitgenossen engagiert bewahrt haben, von Bestand sein und davon zeugen, dass auch im ausgehenden 20. Jahrhundert einfühlsam mit Stein gewordener Geschichte umgegangen wurde.
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